Gesangsunterricht für Kinder

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Gesangsunterricht für Kinder und Jugendliche finde ich sinnvoll und wichtig. Hier geht es zunächst über Gesangsunterricht für Kinder ab dem Kleinkindalter bis zum Grundschulalter:

Es ist heutzutage alles andere als selbstverständlich, dass Kinder regelmäßig singen. Das Singen und Musizieren ist ja leider schon längst nicht mehr in unseren Alltag integriert, auch wenn man als Eltern anfangs noch pflichtbewusst Baby – Musikkurse besucht. Spätestens ab dem Grundschulalter ist es meistens vorbei. Zuhause fehlt den Eltern die Zeit und Muße, als Jugendlicher findet man Singen doof (es sei denn es ist so perfektioniert wie in den TV-Shows), außerdem kommen die Jungs in den Stimmbruch. Viele Erwachsene haben dann keinen Kontakt zu ihrer Singstimme (mehr), auch weil das Singen nie präsent war oder weil es irgendwann einmal schlecht beurteilt wurde. Warum sie dann nicht mehr singen können, liegt vor allem schlicht und einfach daran, dass die Muskulatur verkümmert ist, und auch ein wenig an der Scheu und Angst vor dem Falschsingen, die viele entwickelt haben.

 

Einige Gründe, die schon von Kindesbeinen an für eine professionelle Begleitung beim Singen sprechen, sind:

  • Man kann früh genug schlechten Angewohnheiten entgegensteuern.

Schon Kinder eignen sich ganz unbewusst Gewohnheiten an, zum Beispiel durch Imitation von erwachsenen Bezugspersonen, durch das Erlernen von gesellschaftlichen Regeln oder auch beeinflusst durch den individuellen Charakter. Auch Glaubensätze werden schnell übernommen. Eine 4jährige in einer Kindersinggruppe sagte zu mir, sie könne aber “nicht so hoch singen”. Andere Kinder probieren es einfach aus.

 

  • Singen lernen ist gleichzeitig auch eine Gehörschulung.

Je mehr Töne um einen herum sind, umso mehr werden die auch gespeichert und man hat keine Schwierigkeiten nachzusingen, im Gegensatz zu jemandem, der dies später wieder mühevoll lernen muss.

 

  • Die Kinder entdecken ihre ganze Stimme auf eine korrekte Art.

Wir sprechen jeder um eine ungefähre Tonhöhe herum, mal mit mehr, mal mit weniger Sprachmelodie. Die Sprechlage ist aber nur ein kleiner Teil unserer ganzen Stimme. Die Muskeln und Stimmbänder im Kehlkopf sind dafür gemacht vom tiefsten bis zu höchsten Ton benutzt zu werden. Vor allem Kinder können das spielerisch entdecken. Kombiniert mit Übungen unter Anleitung werden die Muskeln sozusagen korrekt trainiert und die Stimme optimal entwickelt. Dazu kommt noch das Spiel mit Dynamik und der Ausdruck von Emotionen.

 

  • Die Kinder lernen, ihre Stimme richtig zu benutzen.

Durch die Übungen, die die gleichen sind wie auch beim Gesangsunterricht für Erwachsene, lernen die Kinder, wie ihre Stimme funktioniert, wie es sich anfühlt, und je länger sie dabei bleiben,wie sie ihre Stimme durch die Technik intuitive über alle Lagen kontollieren und dadurch frei benutzen können.

 

Natürlich muss man als Gesangslehrer*in bei Kinderstimmen einiges beachten:

  1. Die Stimmphysiologie bei Kinderstimmen muss unbedingt berücksichtigt werden. Die Länge der Stimmbänder ändert sich im Verlauf der Jahre (4-7mm pro Jahr). Ebenso ändert sich die Dicke der Stimmbänder vom Neugebohrenen bis zum ca 7 Jahre alten Kind (die Stimmbänder beim Neugeborenen sind einschichtig und entwickeln eine 2- und dann 3-schichtige Gewebestruktur). Wer es genauer wissen will,unter diesem Link kann man das super nachlesen: https://www.gelorevoice.de/stimme/stimmbaender

(Es soll hier keine Werbung sein, aber der Artikel ist sehr verständlich! )

Dadurch dass die Stimmbänder viel dünner und kürzer sind als bei ausgewachsenen Personen, und auch der Kehlkopf viel kleiner ist, bestehen natürlich Begrenzungen was Dynamik, Intensität, Ausdauer und Klangqualität betrifft. (Wobei ich mich schon manchmal frage, woher sie dann dieses ohrenbetäubende Organ nehmen 😉 ). Der Kehlkopf liegt normalerweise höher, und die Muskeln müssen erst lernen zu koordinieren. Schnelle saubere Tonhöhenänderungen zum Beispiel sind schwer.

Der Vokaltrakt  ist noch kürzer und es gibt weniger Resonanz, evtl. auch mit nasalem Klang, da alles so eng und kompakt nebeneinander liegt. Die Sprachdiktion ist noch nicht ganz so klar, da die Muskeln erst ausgebildet werden und die Zunge muss immer mehr lernen richtig zu funktionieren.

Auch die Lungen sind bis ungefährt zum achten Lebensjahr noch nicht der Position wie beim Erwachsenen, die Atmung geht noch nicht so tief.

Zwischen 12 und 18 Jahren findet dann der Stimmwechsel statt (auch bei Mädchen, aber viel subtiler), aber dazu schreibe ich einen gesonderten Artikel.

 

2. Der Unterricht muss unbedingt auf die kindlichen Bedürfnisse eingehen. Kinder können sich nicht so lange konzentrieren, sie brauchen dazwischen Spiel und Bewegung, auch Quatschmachen ist erlaubt. Sei brauchen auf der einen Seite Pausen, auf der anderen Seite Motivation. Außerdem ist es sehr sinnvoll auf die verschiedenen Lerntypen einzugen: visuell, auditiv, kinesiologisch oder eine Mischung davon (also ob jemand eher übers Nachhören lernt oder lieber und besser mit Bildern oder über Bewegung).

Also alles in allem eine komplexe Angelegenheit.

 

  • Aber nicht nur die Kinderstimme wird oder bleibt durch professionellen Unterricht stark.

Die Kinder lernen sich selbst und ihren Körper besser kennen, werden selbstbewusst und stark.

Der Input an Musik und musikalischen Themen mit und durch das Singen öffnet einen Weg, den man das ganze Leben lang verfolgen kann (die Beschäftigung mit Musik als Bildung, Kulturleistung, das spätere Erlernen eines Instruments,..). Die Türen für vieles sind offen.

Nebenbei fördert Gesangsunterricht auch Konzentrationsfähigkeit, es erfordert auch ein bisschen Disziplin und ermöglicht Gemeinschaftserfahrungen in Gruppen.

 

Im Video seht ihr Valentin (5 Jahre alt) bei seiner ersten Gesangsstunde.

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