Alles ist Fokus

von

Über Fokus und Konzentration

Luciano Pavarotti sagte einst: "On the day I´m performing, I don´t hear anything anyone says to me." - "Am Tag meines Auftrittes höre ich kein einziges Wort, das jemand zu mir sagt."

Dieses Zitat finde ich wirklich wunderbar. Es ist wunderbar bezeichnend für das, was es ausmacht, ein guter Künstler zu sein. Und nicht nur im Leben eins berühmten Musikers oder Künstlers spielt die Konzentration auf nur eine einzige wichtige Sache eine große Rolle. Denn das, was Pavarotti damit meint, ist Konzentration. Oder noch genauer: Fokus auf ein einziges Ziel, ein bestimmtes Event. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie ein großer Sänger wie Pavarotti einer war, den ganzen Tag auf seinen bevorstehenden Auftritt ausrichtet. Er muss darauf achten, dass er gut ausgeschlafen ist, er muss darauf achten, was er isst und trinkt, nicht zu viel, nicht zu wenig, nicht das Falsche, und auch wann er dies tut. Er muss seine Stimme adäquat aufwärmen, warm halten, einzelne Passagen seiner Lieder singen, seine Rolle einer stundenlangen Oper durchgehen. Er kann es sich nicht leisten, sich von irgendwelchen Ärgernissen, anstrengenden Ereignissen oder Stresssituationen ablenken oder aufregen zu lassen. Er muss abends fit sein und mit Lampenfieber umgehen können. Abends müssen seine Stimmbänder Hochleistungen und sein Körper und Geist die vollste Konzentration aufbringen. Ganz schön anstrengend. Aber wenn man dies geschafft hat, ist dies höchstwahrscheinlich auch ziemlich zufriedenstellend. Und der Preis ist natürlich der große Erfolg.

Diese Art und Weise, sich voll und ganz auf ein Ziel zu fokussieren, können wir zum Glück auch auf unser profaneres Leben übertragen, auch wenn wir keine Superstars sind. Wir können es als Technik ganz bewusst einsetzen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Dabei müssen die Ziele nicht groß sein. Es ist gut, sich vorher ganz individuell zu überlegen, was ich genau erreichen möchte und was die nächsten Schritte oder Zwischenziele dafür sind. Ich nenne hier nur einige Beispiele:

  • Im Sport
  • In den Bergen
  • In der Arbeit
  • Um Ablenkungen zu widerstehen wie z.B. durch Smarphone, Social Media, Lärm, ...
  • Beim Lernen, Hausaufgaben machen, Fertigstellen eines Projektes
  • Bei den vielen Erledigungen, Terminen und Anforderungen des Alltags

Und speziell für Musiker:

  • Beim Üben
  • Bei der Zielsetzung, was ich als nächstes Erreichen möchte, und den darauf folgenden logischen Schritten
  • Während dem Konzert/Auftritt
  • Bei der gemeinsamen Band- oder Chor...-Probe
  • In Zusammenhang mit dem Umgang mit Lampenfieber

Und noch einen weiteren Bereich finde ich ganz wichtig, bei dem man diese Fokussieren auf etwas ganz bewusst anwenden kann oder sogar sollte. In letzter Zeit sind wir alle ja mehr oder weniger ziemlichem Stress ausgesetzt, durch die Pandemie, Lockdowns, zahlreiche Regelungen und Einschränkungen. Auch Ärger und Wut oder Frust und auch Ansgt sind sicher dabei. Es können aber auch persönliche Niederlagen sein, einschneidende negative Erlebnisse, Krankheit, Schmerzen oder falsche Entscheidungen. Jede*r von euch fand sich sicherlich schon öfter im Leben in Situationen, die einen ziemlich runter gezogen haben, so auch ich. Je mehr ich mich ihn dieser Phase auf das konzentrierte was schlecht war, was falsch lief oder was mich störte, desto schlechter wurde meine Grundstimmung. Desto unzufriedener wurde ich mit mir selbst und meiner Umgebung und desto miesepetriger auch meinen Mitmenschen gegenüber. Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich mir selbst dachte, dass es so nicht mehr weiter geht und ich begann, mich nach und nach auf das zu fokussieren, was gut lief. Es ist sicherlich bei jedem und jeder so, dass nicht das ganze Leben, auch wenn es nich so schlecht läuft, einzig und allein nur schlecht ist. Es gibt sicher immer etwas, was gut ist, auch wenn es noch so klein zu sein scheint. Man kann die Tatsachen oft nicht ändern, aber seine Sichtweise und seinen Fokus. Das heißt nicht, dass man die negativen Sachen ausblendet, man nimmt sie weiterhin wahr, aber man nimmt eben AUCH die guten Sachen wahr und vielleicht sogar immer mehr. So ändert sich plötzlich die Stimmung, man bekommt neue Ideen, fängt wieder an zu strahlen und blickt hoffnungsvoller in die Zukunft. Wenn z.B. musikalischen Projekte sich nicht verwirklichen ließen, Konzerte ausgefallen sind, kommen durch einen neuen Blickwinkel, einen neuen Fokus wieder neue Ideen und Energien.

Panta Rhei, altgriechisch für "Alles fließt", an diese Formel, die mir letztens ein Bekannter schrieb, muss ich derzeit oft denken. Nichts bleibt, wie es ist. Alles ist im steten Wandel. Man kann durch den eigenen Fokus auf das Gute und Schöne im Leben (allgemein und auch als Musiker*in / Sänger*in), auf die Ziele, die man erreichen möchte, gant sicher auch beeinflussen in welche Richtung es fließt.

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